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Felix Nussbaum

1904
1944
Felix Nussbaum, Passfoto 1942, © Felix-Nussbaum-Haus / Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück
Felix Nussbaum, Passfoto 1942, © Felix-Nussbaum-Haus / Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück

Das Leben des jüdischen Künstlers Felix Nussbaum war von Verfolgung und Flucht geprägt. 1933 befanden sich Nussbaum und seine Partnerin Felka Platek bereits außer Landes, da ihm das berühmte Villa-Massimo-Stipendium für einen Studienaufenthalt in Rom verliehen wurde. Von dort flohen sie über Frankreich nach Belgien. Dort entsteht in den Jahren 1939 -1944 im Verborgenen ein eindringliches Spätwerk.

1904

Felix Nussbaum wird am 11. Dezember als zweiter Sohn des jüdischen Eisenwarenhändlers Philipp Nussbaum und dessen jüdischer Ehefrau Rahel in Osnabrück geboren.

1922–1928

Nussbaum verlässt das Osnabrücker Realgymnasium ohne Abitur und studiert Malerei und Grafik an der Hamburger Kunstgewerbeschule. Ab 1923 setzt er sein Studium an der Lewin-Funke-Schule und an der Vereinigten Staatsschule der Kunstakademie in Berlin fort. Mit Ausstellungen in der Galerie Goldschmidt und in der Galerie des Kaufhauses Wertheim hat er erste Erfolge.

Felix Nussbaum, Selbstbildnis mit Maske, bezeichnet (auf der Rückseite eines Fotos im Nachlass der Mutter Ey und im Katalog der Ausstellung Kassel 1929), signiert und datiert: Felix Nußbaum 1928, Öl auf Leinwand, 62 × 50,5 cm, © Privatbesitz

1929

Beteiligung an den Ausstellungen Frauen in Not  in Berlin und an der Vierten Grossen Kunstausstellung  Kassel mit dem Selbstbildnis mit Maske, dem Landschaft mit Luftballon und einer Berliner Straße.

Felix NussbaumLandschaft mit Luftballon, signiert und datiert: Felix Nußbaum 1928, Öl auf Leinwand, bei der Restaurierung 1971 auf Pressfaser geklebt, © Privatbesitz

1934

Die Preußische Akademie der Künste verleiht ihm für sein Bild Der tolle Platz  den Großen Staatspreis und vergibt an ihn das Villa-Massimo-Stipendium, einen Studienaufenthalt in Rom. Ein Feuer im untervermieteten Atelier in Berlin zerstört fast sein ganzes Frühwerk.

Max Pechstein, Bruno Krauskopf, Erich Büttner und Rudolf Jacobi auf einer Kundgebung von Mitgliedern der Berliner Secession  auf der Frühjahrsausstellung 1932, im Hintergrund Der tolle Platz von Felix Nussbaum, © ullstein bild

1933–1935

Am 17. Mai muss Felix Nussbaum nach einem Streit und Schlägerei mit einem Künstlerkollegen die Villa Massimo verlassen. Nussbaum und seine Partnerin Felka Platek kehren nicht ins Deutsche Reich zurück, emigrieren über Paris nach Ostende. Trotz der Machtübernahme der Nationalsozialisten zieren seine Zeichnungen Titel die Kunstzeitschrift Querschnitt.

Felix Nussbaum, Die Gedankensünde, Original: Tusche mit Feder und Gouache, Der Querschnitt, 13. Jahrgang 1933, Heft 9 (Dezember), © Privatbesitz

1935–1937

Felix Nussbaum und Felka Platek bleiben in Belgien. Am 16. November 1935 erhält er einen belgischen Fremdenpass. Er arbeitet als freier Künstler, Porzellanmaler und Illustrator. 1937 beziehen sie eine Wohnung in der Rue Archimède in Brüssel.

Bestätigung des Königreichs Belgien über die Eintragung ins Fremdenregister (Fremdenpass) für Felix Nussbaum, ausgestellt am 16. November 1935, verlängert am 8. November 1937,  © Felix-Nussbaum-Haus / Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück

1938

Ausstellung seiner Werke in Amsterdam und mit dem Freien Künstlerbund  in Paris.

1939

Geschockt von der Pogromnacht fliehen Nussbaums Eltern von Köln nach Amsterdam. Sie werden zusammen mit dem Bruder und seiner Familie 1944 im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ermordet. Ausstellung der Rue Triste  in Brüssel.

1940

Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Belgien wird Nussbaum im Mai in Brüssel verhaftet und als „unerwünschter Ausländer“ in das Lager Saint-Cyprien (Frankreich) deportiert. Im September flieht Nussbaum zurück nach Brüssel.

1942–1944

Die Nussbaums tauchen unter und verstecken sich in der Mansarde in der Rue Archimède. Er versteckt seine Bilder in Depots und hat ein geheimes Atelier in der Rue General Gratry. Jetzt entsteht sein künstlerisches Vermächtnis, wie das Porträt mit dem Nottitel Selbstbildnis mit Judenpaß. Es wird in den 1980er Jahren zu einer Ikone der Verfolgung und der Shoah.

Felix Nussbaum, Selbstbildnis mit Judenpass, signiert (auf dem Ausweis im Bild mit Pinsel in dunkelblauer Ölfarbe): Felix Nussbaum, undatiert und unbezeichnet, Öl auf Leinwand, 56 × 49 cm, um 1943, © Felix-Nussbaum-Haus / Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück, Leihgabe der Niedersächsischen Sparkassenstiftung

1944

Am 18. April beendet er sein letztes Bild, den sogenannten Triumph des Todes. Am 20. Juni werden Felix Nussbaum und seine Frau denunziert und verhaftet. Am 2. August kommen beide mit dem letzten Zug aus dem Sammellager Mechelen im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau an. Felix Nussbaum wird als Häftling Nummer B-3594 registriert und sein Name taucht auf einer Liste des Lagerkrankenbaus am 20. September letztmalig auf. Das Datum seines Todes ist unbekannt.

Felix Nussbaum, Der Triumph des Todes (Die Gerippe spielen zum Tanz), unbezeichnet, signiert und datiert: Felix Nussbaum 18. April 1944 Mardi, Öl auf Leinwand, 100 × 130 cm, © Felix-Nussbaum-Haus / Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück, Leihgabe der Niedersächsischen Sparkassenstiftung

1955

Fünf Werke Felix Nussbaums werden in der Ausstellung Fünf Osnabrücker Maler  in Osnabrück gezeigt. Seine in Israel lebende Cousine Auguste Moses-Nussbaum sucht nach der Familie und findet die Bilderdepots in Brüssel. Der Rechtsstreit um die Rückgabe aus den Depots dauert bis 1970.

1971

Weder ein großes Museum in Israel noch in Deutschland interessiert sich für die Bilder. Erst eine kleine Gruppe engagierter Menschen in Osnabrück organisiert die erste Ausstellung in der Dominikaner Kirche. Jahr für Jahr werden es mehr Ausstellungen und das Interesse an seinem Werk wächst.

1998

Am 16. Juli wird das von Daniel Libeskind entworfene Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück eröffnet. Jetzt ist Felix Nussbaum ein weltberühmter Maler.

2017

Die Autobiografie von Auguste Moses-Nussbaum Reise mit zwei Koffern  erscheint im Wallstein Verlag. Sie berichtet von der Wiederentdeckung der Werke ihres Cousins Felix Nussbaum in Brüssel. Ihre Söhne stellen das Buch im Zentrum für verfolgte Künste persönlich vor.

Auguste Moses-Nussbaum, Reise mit zwei Koffern. Lebenserinnerungen,herausgegeben von Jürgen Kaumkötter und Christoph Rass,kommentiert in Zusammenarbeit mit Jannis Panagiotidis und Frank Wolff. Aus dem Hebräischen übersetzt von Ruth Achlama, Wallstein Verlag, Göttingen 2017

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Felix Nussbaum, Passfoto 1942, © Felix-Nussbaum-Haus / Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück
Felix Nussbaum
1904
1944

Das Leben des jüdischen Künstlers Felix Nussbaum war von Verfolgung und Flucht geprägt. 1933 befanden sich Nussbaum und seine Partnerin Felka Platek bereits außer Landes, da ihm das berühmte Villa-Massimo-Stipendium für einen Studienaufenthalt in Rom verliehen wurde. Von dort flohen sie über Frankreich nach Belgien. Dort entsteht in den Jahren 1939 -1944 im Verborgenen ein eindringliches Spätwerk.

Porträtfoto Joachim Ringelnatz, © Privatbesitz
Joachim Ringelnatz
1883
1934

Joachim Ringelnatz war ein deutscher Schriftsteller, Kabarettist und Maler, der vor allem für humoristische Gedichte um die Kunstfigur Kuttel Daddeldu bekannt ist. Er war bekannt zur Zeit der Weimarer Republik und zählte Schauspieler wie Asta Nielsen und Paul Wegener zu seinen engen Freunden und Weggefährten. Sein teils skurril, expressionistisch, witzig und geistreich geprägtes Werk ist noch heute bekannt.

Milly Steger bei Alexander Binder, 1922, ©ullstein bild – Atelier Binder
Milly Steger
1881
1948

Milly Steger wurde früh vom Kunstmäzen Karl Ernst Osthaus gefördert. Ihr Ausnahmetalent sicherte ihr eine Stelle als Stadtbildhauerin in Hagen, wo sie bis heute ihre künstlerischen Spuren im Stadtbild hinterlassen hat. Während sie in ihrer frühen Berliner Zeit Engagement im linken politischen Spektrum zeigte, fehlte ihr in den Jahren 1933-45 eine solche politische Haltung. Dass Steger oft als verfolgte des NS Regimes eingeordnet wird, muss deshalb kritisch gesehen werden.