Am 18. Februar 2025 verstarb Marian Turski. Am 27. Januar 2025 hat er noch auf der Gedenkveranstaltung in Auschwitz die Gäste mit eindringlichen Worten begrüßt. Er war ein Historiker, Journalist und eine der wichtigsten Stimmen der Erinnerungskultur. Als Überlebender des Konzentrationslagers Auschwitz setzte er sich unermüdlich für die Aufklärung über die Verbrechen des Nationalsozialismus ein und mahnte vor den Gefahren von Intoleranz und Antisemitismus.  

Turski wurde am 26. Juni 1926 in Druskieniki (heute Druskininkai, Litauen) geboren. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er mit seiner Familie in das Ghetto von Łódź deportiert und später nach Auschwitz verschleppt. Nur knapp überlebte er den Todesmarsch nach Buchenwald. Diese Erfahrungen prägten sein Leben und seine unermüdliche Arbeit für die Erinnerung und die Aufarbeitung der Geschichte.  

Nach dem Krieg wurde er Journalist und Historiker und engagierte sich zeitlebens für die Aufarbeitung des Holocaust und die Wahrung der Menschenrechte. Als Vorsitzender des Jüdischen Historischen Instituts in Warschau und des Internationalen Auschwitz-Komitees prägte er den öffentlichen Diskurs über Geschichte, Verantwortung und Versöhnung maßgeblich. Sein Vermächtnis ist seine eindringliche Mahnung, aus der Geschichte zu lernen. In seiner berühmten Rede „Auschwitz warnt“ zum 75. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz 2020 sagte er:  

„Auschwitz ist nicht vom Himmel gefallen. Es begann mit kleinen Manifestationen von Intoleranz und Antisemitismus, mit Rassismus. Das ist es, woran man sich erinnern muss: Es begann nicht mit Gaskammern.“

In dieser Rede formulierte er auch sein eindringliches Gebot für die Nachwelt:

‍„Elftes Gebot: Du sollst nicht gleichgültig sein.

Turski warnte davor, dass das größte Risiko für den Fortbestand der Demokratie und der Menschenrechte nicht nur in Hass oder Extremismus liegt, sondern auch in der Gleichgültigkeit der Mehrheit.  

Sein unermüdliches Engagement spiegelte sich auch in der Ausstellung „Marian Ruzamski. Die Kunst der Erinnerung“ wider, die auf seine Initiative hin entstand und für die er die Schirmherrschaft übernommen hatte. Das Museum Zentrum für verfolgte Künste zeigt 2025/2026 gemeinsam mit dem Palast der Künste Krakau, dem Museum-Schloss Tarnowski in Tarnobrzeg sowie dem Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau die erste Einzelausstellung dieses besonderen Künstlers nach 100 Jahren. Der Direktor des Zentrums für verfolgte Küster, Dr. Jürgen, Kaumkötter und der Direktor des Museum-Schloss Tarnowski, Prof. Dr. Tadeusz Zych, haben sich noch im November 2024 in Warschau in der Redaktion des Magazins Polityka mit Turski getroffen und über die Planung der Ausstellung gesprochen.

Turski erkannte die Bedeutung der Kunst als Mittel der Erinnerung. „Kunstwerke sind emotionale Zeugen“, sagte er. Sie schlagen Brücken zwischen der Vergangenheit und zukünftigen Generationen und machen das Unfassbare erfahrbar. Besonders in einer Zeit, in der die letzten Zeitzeugen sterben, gewinnen künstlerische Ausdrucksformen zunehmend an Bedeutung. Die Ausstellung zu Marian Ruzamski, einem Künstler, der selbst Opfer der Shoah wurde, ist nicht nur ein Akt der Würdigung, sondern auch ein Beitrag gegen das Vergessen.  

Kurz vor seinem Tod konnte Marian Turski noch das Vorwort für den Ausstellungskatalog abschließen – ein Vermächtnis seines Engagements für die Erinnerung und gegen das Wiedererstarken von Hass und Ausgrenzung. Ihm ist diese Ausstellung gewidmet, als Anerkennung für seine lebenslange Arbeit, sein unermüdliches Mahnen und seine tiefe Menschlichkeit.  

Marian Turski wollte die Ausstellung „Marian Ruzamski. Die Kunst der Erinnerung“ am 8. Mai 2025, 18:00 Uhr persönlich in Solingen eröffnen. Jetzt werden wir sein Vorwort verlesen.

Wir verlieren mit ihm eine der bedeutendsten Stimmen der Erinnerungskultur. Doch sein Vermächtnis bleibt. Es liegt nun an uns allen, seine Botschaft weiterzutragen.  

Marian Turski (1926–2025) – Wir gedenken seiner mit Respekt, Dankbarkeit und dem Versprechen, seine Mahnungen nicht zu vergessen.