Vom 17. November bis Februar 2023 zeigte das Museum Zentrum für verfolgte Künste Kunstwerke und Artefakte aus dem Nachlass Oscar Zügels. Diese zeugen von dem vielfältigen Oeuvre des Künstlers und geben zugleich Einblicke in sein von Migrationen geprägtes Leben. Ein Teil des Nachlasses konnte 2017 durch Mittel der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien nach Beschluss des Deutschen Bundestages angekauft werden. Das aus 315 Aktenordnern bestehende, sogenannte „Oscar-Zügel-Archiv“ gelangte im Jahr 2018 durch die testamentarische Verfügung der Tochter Katja Zügel nach Solingen.

Für das Museum Zentrum für verfolgte Künste ist Oscar Zügel (1892-1968) mit seinem bewegten Leben und seiner antifaschistischen Haltung ein wichtiger Vertreter der Sammlung mit dem sich das Haus bereits seit einigen Jahren intensiv beschäftigt. Durch die Förderlinie Forschungsvolontariate Kunstmuseen NRW des Landes Nordrhein-Westfalen konnte 2020 eine eigene Stelle für die Erschließung des Nachlasses eingerichtet werden. Die Forschungsergebnisse werden in der Ausstellung zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt. Forschung wird dabei als Prozess verstanden, die Ausstellung als ein erster Zwischenstand. In der Ausstellung korrespondieren Gemälde und Zeichnungen mit Zeugnissen aus dem Archiv, in dessen Mittelpunkt immer Oscar Zügel selbst steht.

Als freischaffender, moderner Künstler, der den Nationalsozialismus verachtete, wurde sein Leben von schwerwiegenden Umbrüchen bestimmt und von Neuanfängen über mehrere Kontinente hinweg gezeichnet. 1933 verkauften Oscar und Margarita Zügel ihr Hab und Gut in Stuttgart und verließen das nationalsozialistische Deutschland und damit auch Freunde und Familie. Mit Geistesgefährt:innen wie Josef Albers, Willi Baumeister und Franziska Sarwey verbanden ihn lebenslange Freundschaften. Im spanischen Tossa de Mar angekommen, fand Zügel im Umkreis anderer Künstler:innen wie André Masson zu seiner künstlerischen Blüte und nutze seine Mittel, um in seiner Kunst und darüber hinaus seine innere Haltung gegen die nationalsozialistische und faschistische Ideologie auszudrücken. So schuf er zeitkritische Ikonen wie den „Ikarus“ und half dem Stuttgarter Schriftsteller Fred Uhlmann Unterschlupf vor der zunehmenden antisemitischen Verfolgung zu finden. Mit dem Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs 1936 erfuhr Zügel einen weiteren Bruch. Erneut wurde er zum Emigranten und ließ sich mit seiner Familie in Argentinien nieder bis er 1950 in seine „zweite Heimat“ Tossa de Mar zurückkehrte.

Neben der Präsentation von Kunstwerken und Archivalien wird es in der Ausstellung Raum zur Reflexion und kritischen Selbstbefragung geben: Wie verhalten sich Selbst- und Fremderzählungen über den Künstler zueinander? Welche Erzählungen dominieren dabei und wie wird möglicherweise in diese eingegriffen? Wer beschießt, was überliefert wird und wer beeinflusst die Interpretation? In der Ausstellung soll es nicht um das Aufzeigen einer vermeintlich objektiven Wahrheit gehen, sondern vielmehr um Aushandlungsprozesse in der Gedächtnisarbeit, vor denen wir oftmals als Forscher:innen in Museen stehen.